Damals kam niemand auf den Gedanken - jedenfalls äußerte ihn keiner mehr -, dass "Erziehung", wenn sie denn sein musste, einen andern Zweck haben könnte als Kinder in die Lage zu setzen, ihr Leben selber zu meistern. Emanzipation nannte man das damals pathetisch, aber jedenfalls verstand jeder: Kinder so zu model- lieren, dass sie in ein Förmchen passen, ist kein vertretbarer Zweck.
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Es ist an der Zeit, die Dinge wieder bei ihrem Namen zu nennen. Es darf den selbstherrlichen Technokraten, die sich als Bildungsexperten aufspielen, nicht länger erlaubt werden, sich als die Herolde irgend eines Fort- schritts auszugeben. Sie sind die Vorhut der allerborniertesten, allerschwärzesten und allerzynischsten Reaktion. Fortschritt gibt es immer nur in eine Richtung: Ausweitung der Mächtigkeit eines jeden über seine eigene Lebensführung. Das Einpassen in zugedachte Rollen ist ein Rückfall weit ins vergangene Jahrtausend.
1. 12. 16
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