Meine Blogs

Dienstag, 5. Februar 2019

Google+ macht dicht.

Tinguely
 
Liebe Leser,

über Google+ können Sie mich von nun an nicht mehr finden; Google+ macht dicht. Sie können meine Blogs natürlich über ihre URLs aufrufen, wenn es auch umständlich ist. Andernfalls müssten Sie mich auf Facebook oder Twitter besuchen.

Ich kann nichts dafür,
Jochen Ebmeier

Mittwoch, 9. Januar 2019

Immer mehr Heimeinweisungen.

Die meisten Kinder und Jugendlichen, die in Obhut genommenen wurden, leben in einem Heim 
aus welt.de, 9. 1. 2019
 
Immer mehr Kinder landen in der Obhut des Staates
Es ist der drastischste Eingriff des Staates in eine Familie: die Inobhutnahme eines Kindes. Wie lange das geschieht, hängt auch davon ab, in welchem Bundesland das Kind lebt. Die FDP fordert einen einheitlichen Qualitätskodex für Jugendämter.



Wenn Eltern ihre Kinder misshandeln oder vernachlässigen, wenn es Beziehungsprobleme gibt oder die Eltern wegen Krankheit oder einer psychischen Störung mit der Erziehung überfordert sind, dann treten in Deutschland die Jugendämter auf den Plan. Immer häufiger greifen sie dabei zur Ultima Ratio – und nehmen das Kind vorübergehend aus der Familie heraus. Kontinuierlich sind die Inobhutnahmen in den vergangenen Jahren gestiegen.


Ein großer Teil davon entfällt zwar auf die Gruppe der alleinreisenden minderjährigen Flüchtlinge. Doch selbst wenn man diese Gruppe herausrechnet, stieg die Zahl der Inobhutnahmen zwischen den Jahren 2010 und 2017 von 33.521 auf 38.891 KindeWie lange diese Kinder in Heimen oder Pflegefamilien leben und ob sie überhaupt zu ihren Eltern zurückkehren können, hängt auch von dem Bundesland ab, in dem sie leben. Das ergab die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP-Fraktion, die WELT exklusiv vorliegt.

Im Bundesdurchschnitt konnten 41 Prozent der Kinder und Jugendlichen nach einer vorübergehenden Inobhutnahme wieder zu ihren Erziehungsberechtigten zurückkehren. Diese Quote variiert jedoch erheblich: Während in den Stadtstaaten Hamburg (27 Prozent) und Berlin (30 Prozent) nicht einmal ein Drittel der Kinder innerhalb desselben Jahres wieder in ihre Familie zurückkehren konnte, waren es in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern immerhin 46 Prozent.

Auch hinsichtlich der Dauer der Fremdbetreuung würden „erhebliche regionale Unterschiede“ beobachtet, heißt es in der Antwort der Bundesregierung. Die Dauer von Inobhutnahmen ohne die Fälle aufgrund einer unbegleiteten Einreise sei zwischen den Jahren 2010 und 2016 bundesweit von durchschnittlich 24,8 Tagen auf durchschnittlich 35,7 Tage gestiegen. Dabei werde der Durchschnittswert allerdings „stark durch Einzelfälle mit besonders langer Dauer beeinflusst“.

Zudem hänge die Dauer der Inobhutnahme mit dem Alter der betroffenen Minderjährigen zusammen: „Je jünger, desto länger dauern im Durchschnitt die Inobhutnahmen.“ Zur Erklärung der gestiegenen Dauer lägen allerdings „keine ausreichenden Forschungserkenntnisse vor“.

Hauptgründe für die Herausnahme aus der Familie waren der Statistik zufolge Überforderung der Eltern, Vernachlässigung, Beziehungsprobleme und Kindesmisshandlungen, zudem Suchtprobleme und Straffälligkeit der betroffenen Kinder. In einem kleineren Teil der Fälle sind auch sexueller Missbrauch und die Trennung oder Scheidung der Eltern Grund für die Inobhutnahme von Kindern.

Ingesamt gaben die Jugendämter im Jahr 2017 über 143.000 sogenannte Gefährdungseinschätzungen ab. In 48.578 Fällen konnte allerdings weder eine Kindeswohlgefährdung noch ein Hilfe- oder Unterstützungsbedarf festgestellt werden.

Für den allgemeinen Anstieg der Inobhutnahmen führt die Bundesregierung in einer weiteren Anfrage der FDP-Fraktion aus dem November 2018 folgende Gründe an: die „Bedeutungszunahme von Aufgaben im Kinderschutz“ und eine „erhöhte Sensibilität für Gefährdungen, eine verbesserte Kommunikation zwischen unterschiedlichen Berufsgruppen sowie die Weiterentwicklung von entsprechenden Verfahren in Jugendämtern“. Eine eindeutige Bewertung der Gründe sei auf Grundlage des derzeitigen Forschungsstandes jedoch nicht möglich.

„In der Kinder- und Jugendhilfe fehlt es an einer übergeordneten Instanz, die Jugendämter berät und ihnen zur Seite steht“, kritisierte der bayerische FDP-Vorsitzende und Bundestagsabgeordnete Daniel Föst. „Jugendämter machen in der Regel einen sehr guten Job, aber die Standards zwischen den einzelnen Bundesländern sind sehr unterschiedlich.“ Zudem gebe es keine flächendeckende wissenschaftliche Erhebung zu Inobhutnahmen in Deutschland.

„Die Inobhutnahme eines Kindes zu seinem Wohl ist der drastischste Eingriff des Staates in eine Familie. Es wäre deshalb wichtig, dass sich alle Jugendämter an einem einheitlichen Verhaltens- und Qualitätskodex orientieren."
 
„Brauchen dringend mehr Transparenz“

Die FDP fordere deshalb ein „zentrales, unabhängiges Kompetenzzentrum, das Richtlinien definiert und als Kooperationspartner der Jugendämter zur Verfügung steht“. Bund und Länder hätten derzeit kaum Einblick in die Strukturen und Prozesse vor Ort. „Wir brauchen hier dringend mehr Transparenz und einheitliche Berichtswege“, so Föst. „Die Politik darf nicht immer erst dann handeln, wenn erneut ein tragischer Fall öffentlich bekannt wird.“

Union und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, die Kinder- und Jugendhilfe auf Basis des in der vergangenen Legislaturperiode beschlossenen Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes weiterzuentwickeln. Dazu hat das Familienministerium im November einen Dialogprozess mit Akteuren aus Wissenschaft und Praxis in Gang gesetzt.

„Der Prozess sieht vor, auch Erfahrungen von Beteiligten und Betroffenen mit der Kinder- und Jugendhilfe sowie der Familiengerichtsbarkeit zu sammeln und und systematisch auszuwerten“, heißt es in der Antwort der Bundesregierung auf die erste Anfrage der Liberalen. Die Erkenntnisse sollen dann in den Gesetzgebungsprozess einfließen.


Nota. - Fremdunterbringung vermeiden war noch in den 90er Jahren von allen Glaubenssätzen der Kinder- und Jugendhilfe der unumstößlichste. An "Alternativen zur Heimerziehung" wurde allerorten gedocktert, stets nach den Motti familienähnlich und small is beautiful. Das war ein fruchtbares Feld für Experimente aller Art und ein Königsweg zur Öffnung für private Iniatiativ. 

Nötig gewesen wäre aber nicht ein tausenfältiges Anpassen im Detail, sondern eine Umordnung en gros. Doch das konnte den Jugendbehörden nicht passen und den Privaten, die an ihrem Tropf hingen, schon gar nicht.

Das Ergebnis: An Fremdunterbringung vermeiden ist heute schon wieder nicht mehr zu denken.
Dass dem wohlmeinenden Reformer aus der ehemals liberalen FDP nicht besseres einfällt als ein zentrales Zentrum für Kompetenz und Richtlinien, sagt alles über den Geist der Zeit (und den Untergang einer Partei).

JE