Tinguely
... Das
ist wie mit dem schlechten Ruf des Öffentlichen Dienstes: Es ist gar
nicht nötig und es ist ja wahr- scheinlich gar nicht mal der Fall, dass
"alle so sind". Es kommt drauf an, wer in der Behörde oder im Milieu den Ton angibt. Da geht es nicht nur darum, wer öfter und wer seltener, wer lauter oder leiser das Wort ergreift, sondern wie das Umfeld resonniert, und da mag das Ganze wirklich mehr oder ganz was anderes sein als die Summe seiner Teile.
Es
hat also ein bisschen was für sich, wenn jeder einzelne - in der
Behörde oder im Wildwuchs der Praktiker - sagt: An mir liegt's nicht!
Was hab ich nicht alles versucht, aber man läuft ja überall gegen
Wattewände. Man kann gar nix machen. - Eine der Leitenden Beamtinnen,
die seinerzeit mein Kinderhaus in
die Pleite getrieben haben, sagte mir damals: "Herr E., Sie wissen
doch, wie das System funktioniert!" Ich habe geantwortet: In all den
Jahren ist mir hier auf Ihren Fluren ein System nie begegnet. Ich habe
immer nur einzelne Beamte getroffen, die dieses getan und jenes nicht
getan haben. Es gibt gar kein System.
Wenn
sie nämlich alle sagen: An mir liegt's nicht, dass es so ist, haben sie
nur zum Teil Recht. Zum anderen, wichtigeren Teil muss man sagen: Aber
an dir liegt's, wenn es nicht anders wird. Wer soll's denn anders
machen, wenn nicht du? Wenn alle sagen, an mir liegt's nicht...
Das
ist banal, sagen Sie? Wir sind hier in Deutschland, hier ist das nicht
banal. Man konnte als Einzelner ja nichts machen, sollte ich allein den
Kopf hinhalten? - So weit ins Detail gingen die meisten gar nicht; die
sagten schlicht, ich habe nur Befehle ausgeführt.
Mit andern Worten, für Zynismus und Schlendrian gibt es tausend Ausreden und keine Rechtfertigung.
5. 2. 2016
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen