Meine Blogs
Montag, 12. März 2018
Der Verfall eines Berufsbilds.
So ist es: Nicht 'die Gesellschaft' erwartet zuviel von den Sozialarbeitern, nicht die Sozialarbeiter erwarten zuviel von sich, sondern die Sozialarbeiter erwarten zuviel von ihrem Beruf.
Freudenbergers Diagnose datiert von 1974? Da war die Zunft noch neu und jung, da gab es ganz sicher eine Menge Leute, die von sich selbst "zu viel" erwarteten - in Amerika wie bei uns: Die dachten noch, es wäre ganz besonders an ihnen, die Welt zu verändern, und in Amerika sicher viel naiver als in Old Europe. Aber auch bei uns kamen sich die Sozialarbeiter, die eben erst diese Berufsbezeichnung und kaum noch ein Gra- duiertendiplom errungen hatte, wie Pioniere und Avantgardisten vor. Das waren Leute, die sich auf ein ganz neues Terrain vorgewagt hatten, die noch selbst erkunden mussten, in welchem Land sie überhaupt gelandet waren, und die sich zu Recht für Kreative und ein bisschen, nein sogar sehr auch für Künstler hielten - im vollen Bewusstsein, bei einer unglücklichen Wendung der Umstände auch scheitern zu können.*
Heute ist Sozialarbeit - "Sozialpädagogik" schon gar - ein Öffentlicher Dienst wie alle andern, nein, gar mehr als alle andern, und waren sie in den Pionierjahren allgemein bestaunt und bewundert und wegen ihres Idealismus' natürlich auch ein wenig belächelt, so ziehe ich es heute vor, meinen (früheren) Beruf zu verheimlichen, so sehr wird er inzwischen verachtet. Und sie geben mehr und schrillere Töne an als je zuvor. Bescheidenheit ist ihre Zier nicht, doch das erwartet auch schon keiner mehr von ihnen. Sie dümpeln in routiniertem Schlendrian und geben an wie ein Sack voll Flöhen.
Es gibt ihrer viel zu viele. Professionell qualifizieren ließe sich ihr Beruf nur durch strenge personale Ökonomie - doch auch gesellschaftlich und sogar pekuniär aufwerten. Aber meinen Sie, dafür fänden Sie unter ihnen Sympathie - und Bereitschaft zu einem neuen Aufbruch? "Das ist ja wohl das Letzte!"
Kein Wunder, dass in ihrem Berufsbild der Burnout ganz obenan steht, und fast möchte man es ihnen, wenn es nicht auf Kosten der Steuerzahler und der Klienten ginge, gönnen.
*) Haltet mal schön die Füße still, von mir rede ich ja nicht, damals gehörte ich noch gar nicht dazu. Ich rede von meinen Freunden und Bekannten.
19. 5. 15
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen